HOMO DEUS

Homo Deus heißt der zukünftige Mensch, so der Historiker Yuval Noah Harari in seinem gleichnamigen Buch. Denn der Mensch in der Zukunft wird über sich hinauswachsen, wird seine Gene mit künstlicher Intelligenz messen und verknüpfen.

In HOMO DEUS zeichnet Yuval Noah Harari ein Bild der vergangenen, gegenwärtigen und vielleicht zukünftigen Menschheitsgeschichte.

Für mich las sich ein Sachbuch nie kurzweiliger als HOMO DEUS. Vielleicht liegt es daran, dass es ein Buch über mich ist, über mich als Mensch im Hier und Jetzt und in einer nahen Zukunft, ein Buch über meine Tochter in einer noch fernen Zukunft.

Eine Menschheitsvision des Homo Deus

Yuval Noah Harari beginnt im Buch mit unserer Vergangenheit. Dabei geht es immer wieder um Kontrollverlust und -gewinn. Zum Beispiel sind Hungersnöte, so Yuval Noah Harari, heute eigentlich obsolet. Die Welt produziert genug Lebensmittel und somit müsste niemand Hunger leiden. Aber er geht noch weiter. Der Mensch hat die Welt fest im Griff und erliegt nicht länger Naturkatastrophen oder Epidemien. Das globale Risiko ist kalkulierbar.

Yuval Noah Harari nimmt alles unter die Lupe und auseinander: Religionen, Kapitalismus, Wissenschaften und den Menschen selbst. Alles zerlegt der Autor bis ins Kleinste, um es dann in einer zukünftigen Version wieder zusammenzubauen.

In HOMO DEUS aus dem Verlag C.H. Beck finden sich auch viele Anekdoten, die mal witzig, mal traurig sind. Ein rundum abwechslungsreiches und spannendes Buch. Nur eines störte mich. Es enthält nicht korrekte Fakten. Das erfährt der Leser am Ende des Buches in der Errata. Zwar haben Yuval Noah Harari und seine Lektoren sich bemüht, alle Fakten zu prüfen, jedoch sind hier und da Fehler unterlaufen. Welche das sind, erfährt der Leser nicht. Das muss und kann er auf der Webseite des Professors lesen und bisher unentdeckte fehlerhafte Behauptungen melden.

WAS IST HOMO DEUS

Was ist ein HOMO DEUS? HOMO steht für Mensch, das ist klar. DEUS bedeutet Gott. Und das ist der springende Punkt. In der Zukunft ist der Mensch aufgrund seiner Erfahrungen und seines Wissens göttlich. Schon lange und jüngst noch intensiver arbeiten Wissenschaftler an der Unsterblichkeit. Dafür werden Millionen Dollar ausgegeben, um dieses Thema auch mit der notwendigen Ernsthaftigkeit zu bearbeiten. Und sind wir ehrlich, der Mensch besitzt solch’ unglaubliche Fähigkeiten und Techniken, da wird Gott grün vor Neid. Gott ist nicht mehr der Allmächtige wie in alten Zeiten. Er ist ein guter Zuhörer und geistiger Führer, ja, aber sollte anerkennen, dass seine Schöpfung ihn womöglich übertrumpft.

Datenreligion

Am Ende von HOMO DEUS geht es um eine neue „Religion“: der Dataismus. Diesem „zufolge besteht das Universum aus Datenströmen, und der Wert jedes Phänomens oder jedes Wesen bemisst sich nach seinem bzw. ihrem Beitrag zu Datenverarbeitung.“ (HOMO DEUS, S. 497, Hardcover)

Menschen, Pflanzen, Dinge, Gedanken, Gefühle – alles nichts mehr als Algorithmen. Eine Welt, wie die aus MATRIX. Zwar sind wir irgendwie real, aber wir haben nicht wirklich einen freien Willen über unser Leben. Wir reagieren wir Algorithmen. 1 ist nein, 0 ist ja.

Und ja, Daten oder besser gesagt Informationen sind mittlerweile wertvoller als Gold oder Öl. Für Daten töten Menschen, fallen Regierungen. Daten beherrschen unser Zeitalter und machen Abläufe wie Wahlen beinahe unntötig. Denn: „Technologische Revolutionen laufen heute viel schneller ab als politische Prozesse, was dazu führt, dass Parlamentarier und Wähler gleichermaßen die Kontrolle verlieren.“ (HOMO DEUS, S. 506, Hardcover)

Vielleicht wird die Vision von Yuval Noah Harari nie Wirklichkeit. Aber wer kann das schon genau sagen? Vielleicht schaffen es die Menschen nicht mal mehr, einen evolutionären übergroßen Schritt zu gehen und eine neue Spezies Mensch hervorzubringen. Denn alles steht und fällt mit dem Ort, auf dem wir leben. Die Erde. Unsere Heimat, die in der Klemme steckt und dringend Erholung benötigt. Denn wenn das Klima weiterhin so schändlich vernachlässigt und gepeinigt wird, hat der Mensch kaum eine Möglichkeit, noch weiter über sich hinauszuwachsen.

In jedem Falle ist HOMO DEUS eine glänzende Reise in die Vergangenheit und eine mögliche Zukunft, die zum Nachdenken anregt.

Infos zum Autor
Yuval Noah Harari ist Professor an Hebrew University in Jerusalem. Er wurde 1976 in Haifa (Israel) geboren. 2011 sorgte er mit „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ für großes Aufsehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert