Die gute alte TV-Werbung

Photo by Jonathan Cosens Photography

Mich störte TV-Werbung nie, weil ich viele Jahre selbst für das Fernsehen arbeitete. Doch in letzter Zeit erkenne ich die TV-Werbung nicht wieder. Waren die Blöcke schon immer so lang, so wild und geballt?

Seit der Geburt meiner Tochter schaue ich nicht mehr fern, denn ich schaue nur noch selten eine Sendung oder Film durchgehend. Denn wacht meine Tochter auf, muss ich zu ihr und sie in den Schlaf zurück zaubern. Seit einem Monat probiere ich das Fernsehprogramm wieder aus, vor allem meinem Mann zuliebe, denn ich glaube, er mag gern mit mir zusammen einen Film oder Talkrunde anschauen.

Weil ich seit mehr als zwei Jahren statt TV auf meinem Ipad streame, war ich beim erneuten fern sehen erstaunt. Was ist denn mit der TV-Werbung passiert? Und nervt die nur mich so?

Mit TV-Werbung Geld verdienen

TV-Werbung nimmt noch immer den größten Anteil auf dem Werbemarkt ein. 2018 flimmerten in Deutschland rund 4,7 Millionen Werbespots über die Mattscheibe. Die Nettowerbeeinnahmen beliefen sich auf rund 4,4 Milliarden Euro. Private wie auch öffentlich-rechtliche Fernsehsender nutzen Werbespots als wichtige Einnahmequelle.

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Eigentlich sind die Anzahl und Dauer der Werbezeit streng geregelt. Deswegen nutzen die privaten Fernsehsender den einen oder anderen Trick, um die Regeln zu ihrem Nutzen zu lockern.

Das Bundesverfassungsgericht gibt vor, dass TV-Werbung nur in Blöcken ausgestrahlt werden darf und dass eine klare Trennung vom Programm stattfinden muss. So dürfen öffentlich-rechtliche Fernsehsender wie ARD und ZDF an Werktagen lediglich 20 Minuten Werbung ausstrahlen. Das ist durch den Rundfunkstaatsvertrag gesichert. Die Öffentlich-Rechtlichen haben hier wenig Spielraum, um die Zeiten künstlich zu verlängern. Anders die privaten Fernsehsender.

Mit Tricks mehr Werbung als erlaubt

Private Fernsehsender wie RTL oder ProSieben dürfen 20 Prozent ihrer täglichen Sendezeit mit Werbung füllen, das sind am Tag rund vier Stunden. Aber – und jetzt kommt es – das gilt nicht für Produktplatzierungen und Eigenwerbung, also Trailer für Filme, neue Formate und so weiter.

Ein anderer Trick der privaten Sender ist es, die Filme künstlich in die Länge zu ziehen. Du hast dich doch bestimmt schon darüber gewundert, warum nach der Werbung die letzten 2 bis 3 Minuten des Filmes vor der Werbung noch mal gezeigt werden. Das geschieht nicht, um dir den Wiedereinstieg in den Film leicht zu machen. Denn sind wir ehrlich, während die Werbung läuft, schalten wir um und schauen was anderes. Die nochmals gezeigten Minuten dienen allein der Verlängerung des Filmes. Denn je länger ein Film ist, je mehr Werbezeit steht zur Verfügung. Bezüglich der strikten Trennung von Werbung und Programm nuten private Sender geschickte Grafiken, die während des Films aufpoppen, den Film kleiner machen, splitten und so weiter. Auch beliebt sind die sogenannten „gesponsert von“-Spots, die am Anfang und am Ende einer Sendung laufen.

TV Werbung im Laufe der Zeit

Durchschnittlich ist der Mensch in Deutschland täglich mit rund 6000 Werbebotschaften jeder Art konfrontiert. Viele Menschen empfinden Werbung als Nerv tötend. Interessant hierbei ist, dass die Geschichte der Fernsehwerbung deutlich Parallelen zwischen den Inhalten der Spots und gesellschaftlicher Begebenheiten und Vorgängen aufweist. In den 50er-Jahren zum Beispiel herrschte im Land nach dem verlorenen Krieg auch in der Werbung Eintönigkeit und Emotionslosigkeit. In den 70er-Jahren waren die kulturellen Neuerungen in den Werbespots zu spüren.

Seit dem Auftauchen der privaten Sender verlor die Fernsehwerbung zusehends ihre Wirkung. Somit sank und sinkt noch immer auch der Nutzen einzelner Spots. Es herrscht ein nervtötendes, unendlich andauerndes Überangebot von Fernsehwerbung. Das führt dazu, dass immer mehr Nutzer auf andere Mediendienste wie Netflix und Co umsteigen. So wie ich, aber ursprünglich aus anderen Gründen. Aber nachdem ich wieder einen Ausflug ins Fernsehprogramm unternommen habe, stelle ich fest, dass ich davon lieber die Finger lasse. Zudem lässt das Programm sehr zu wünschen übrig und Filme scheinen irgendwie keine große Rolle mehr zu spielen.

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