Photo by Edo Nugroho
Charlie Chaplin schrieb angeblich zu seinem 70. Geburtstag eine bis heute berühmte Rede: AS I BEGAN TO LOVE MYSELF. Leider ist das falsch, auch wenn die Rede von Chaplin sein könnte.
Die Verse stammen von der amerikanischen Autorin Kim McMillen, die bekannterweise „esoterische“ Selbstgespräche führte. Sie starb 1996. 2001 veröffentlichte McMillens Tochter das Büchlein „When I Loved Myself Enough“, in welchem man die originalen Zeilen lesen kann. 2003 schrieb ein brasilianischer Chaplin-Fan die Verse seinem Helden Charlie Chaplin zu.
Der Charlie Chaplin Weg
Nicht desto trotz möchten viele Menschen glauben, dass der Stummfilmkomiker Chaplin auch die weisen Worte aus „As I began to love myself“ sagte. Denn Chaplin war ein weiser Mann, der auf ein Leben voller Auf und Abs, voller Humor und Traurigkeiten zurückblicken konnte. Und bis heute gilt Chaplin als einer der einflussreichsten Filmemacher. Als er 1970 den Ehrenoscar erhielt, applaudierten die Gäste zwölf Minuten. Bis heute ein ungeschlagener Rekord in der Oscar-Geschichte.
Charlie Chaplin wurde 1889 in London geboren. Die Eltern waren beide Künstler. Der Vater verdiente als Sänger, die Mutter als Sängerin und Tänzerin, das Geld. Doch die Familie war arm, so arm, dass Charlie mit Bruder und Mutter in einem Armenhaus lebte oder die Kinder zeitweise in ein Waisenhaus kamen. Der Vater verließ die Familie früh und die Mutter litt an psychischen Problemen. Dennoch spielt der Vater immer wieder eine Rolle in Charlie Chaplins Leben. Nicht zuletzt verdankte er als Neunjähriger dem Vater sein Engagement in der Music-Hall-Gruppe THE EIGHT LANCASHIRE LADS.
Mit 13 schmiss Chaplin die Schule und tourte als Pantomime durch die Welt. Um 1914 herum entwickelte er die Figur des Tramp, so wie wir ihn alle kennen: Chaplinbart, übergroßer Hose, eine enge, viel zu klein aussehende Jacke, Bambusstock und Melone auf dem Kopf. Der komische Stummfilmstar war geboren.
„Alle meine Filme bauen auf der Idee auf, mich in Schwierigkeiten zu bringen, damit ich mich nachher verzweifelt ernsthaft darum bemühen kann, als normaler kleiner Gentleman aufzutreten.“
Charlie Chaplin
1919 gründete Chaplin mit Mary Pickford, Douglas Fairbanks und David Wark Griffith die Filmgesellschaft United Artists.
Als Diktator zum Helden
Dann war er 1940 in DER DIKTATOR eine satirischer Adolf Hitler. Damals weigerte sich Hollywood, den Streifen zu finanzieren, aus Angst vor der Rache Hitlers. Ja, es entstand ein richtiger Widerstand gegen Charlie Chaplins Idee, die eigentlich nicht die seine war. Alexander Korda, ein ungarisch-britischer Filmemacher, brachte ihn auf die Idee. Wie auch immer: Chaplins Satire, die lange Zeit in vielen Ländern verboten war, gilt bis heute als „vielleicht wichtigster Film, der je produziert wurde“ (New York Times). In Deutschland war der Film erst lange nach Hitler zu sehen. Erst 1958 kam er hierzulande in die Kinos.
Beeindruckend an DER DIKTATOR ist Chaplins Schlussrede. Als er diese am 459. Drehtag aufnahm, fuhr Hitler in Paris ein. Hätte Chaplin zu jener Zeit vom millionenfachen Morden in den Konzentrationslagern gewusst, hätte er sich niemals lustig über Hitler machen können. Dennoch: Sein Film ist bis heute ein Mahnmal. Und er hat viele Weisheiten von sich gegeben, aber nicht „As I began to love myself“.
Charlie Chaplin Diebstahl
Am 25. Dezember 1977 starb Charlie Chaplin. Doch damit fand er noch keinen Frieden. Wenige Monate nach seinem Tod stahl Verbrecher seine Leiche und erpresste die Familie. Seitdem liegt Charlie Chaplin unter einer zwei Meter dicken Betonschicht.